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Ausreise Brasilien nach Paraguay und Argentinien


Dezember 2008

Nationalpark Los Cardones

Grenzverkehr Paraguay Ciudad del Este

Während Brigitte die Grenzformalitäten alleine bewältigt, warte ich im Robusto, um bei Bedarf umparkieren zu können. Chaos total, pfeifende Polizisten, hunderte von Moto-Taxis die kreuz und quer durch die Gegend flitzen, LKW's, die sich aus den Seitenstrassen ihren Weg suchen und um Fahrgäste werbende Minibusse. Nicht zu vergessen die grenzüberquerenden Touristen als Fussgänger, welche in Paraguay günstig Bettzeug oder Autoreifen einkaufen und diese Sachen selber über die Grenze schleppen. Ein richtiges Verkehrs-Birchermüesli. Dies alles bei 45° mit viel Gehupe und trotzdem südamerikanischer Gelassenheit.

Kurz darauf kommt uns in Paraguay auf der Hauptstrasse ein Motorrad entgegen, darauf zwei Männer. Der hintere hat ein kleines Fohlen auf den Armen!

Plattfuss

Im Chaco fahren wir hunderte von Kilometern auf sehr guter Strasse geradeaus Richtung Salta. Spät am Nachmittag sind wir noch sehr wählerisch und fahren an möglichen Nachtlagerplätzen vorbei. Der Himmel verdunkelt sich und wir fahren immer noch auf einem nicht enden wollenden Damm. Ein Gewitter kommt auf. Plötzlich sind wir nicht mehr so wählerisch und nehmen die nächste Facienda-Zufahrt.

Das Gewitter ist da und die Schleusen sind geöffnet, es donnert und hagelt. Wir geniessen die Abkühlung und hören den Tropenregen auf unseren Robusto klatschen.

Nachts weckt mich Brigi und weist auf die eher ungewöhnliche Schräglage unseres Fahrzeuges hin. Wir denken, dass wir einseitig abgesoffen sind. Nichts da! Aus dem Badfenster sehe ich im Aussenscheinwerfer den hintersten Reifen flach im tiefen Match. Da wir nachts bei starkem Regen sowieso keinen Mumm zum Werken haben, hauen wir uns wieder in die Schräglage.

Am Morgen nach dem Frühstück dann die Knochenarbeit. Wir stehen etwas erhöht auf einer matschigen Grasfläche, ringsum aber 20-30 Zentimeter tiefes Wasser. Die sehr stark angezogenen Schrauben zu lösen, war Rücken strapazierend. Wir haben dann die zweite Achse auf eine gebastelte Holzrampe hochgefahren und somit war das defekte Rad schon fast in der Luft.

Bis die Sonne mittags die Wolken verdrängte, waren wir verschwitzt und hatten einen unserer Ersatzreifen montiert. Eine herrlich kühle Dusche und ein noch kühleres Bier waren die Strapazen eigentlich doch nicht wert.

Michelin XZL 14.00 R 20

Aufgrund von früheren, negativen Erfahrungen haben wir uns sehr frühzeitig nach 8 neuen Reifen umgesehen.

In Chile, wo die Reifen theoretisch wesentlich günstiger wären, drohte man uns mit einer Lieferzeit von mindestens 9 Monaten und dies erst noch ohne Preisgarantie.

So bestellten wir bei Michelin Argentinien; 5 Reifen waren auf Lager und die restlichen 3 sollten bereits in einer Sendung von Europa auf dem Schiff unterwegs sein. Einen von den neuen haben wir bereits als Ersatzreifen mitgenommen. Die restlichen werden bei Michelin Salta für längere Zeit eingelagert, wo wir sie dann nach Bedarf abrufen können.

Wir sind froh, dass es mit der Lieferung der in Südamerika so speziellen Reifen so unerwartet gut geklappt hat.

Schmeichelkatze

Zurück in Salta stehen wir für einige Tage auf dem Camping Municipal. Am zweiten Tag wird das Schwimmbecken wegen des Besuches von 10'000 Leuten wieder abgelassen. Zum Glück, so halten sich die Tagesbesucher in vernünftigen Grenzen.

Gleich nach der Ankunft schleicht uns eine grau-weisse Katze um die Beine. Brigi stellt ihr eine Tasse mit Milch hin, welche sie sofort wegzüngelt. Da beginnt es zu regnen, und schwupp, ist der Kater schon auf einem Hinterreifen im Trockenen. Am nächsten Morgen bin ich kaum draussen, streicht mir die Katze schon miauend um die Beine. Selbstverständlich bekommt sie postwendend frische Milch. Einen der aufgestellten Campingstühle belegt sie sofort, streckt sich und legt sich hin.

Für uns als Katzenunerfahrene war es erstaunlich, wie zutraulich Chico, wie wir ihn nannten, war. Nie hat er beim Spiel die Krallen rausgelassen oder gebissen. Er versuchte auch ins Fahrzeug reinzuspringen. Chico, der Kater hat uns Freude bereitet.
Für uns eine neue Erfahrung mit einer Katze, welche Amigo natürlich nicht zugelassen hätte.

Zeit...

Unsere Aufbau-Klimaanlage muss gewartet werden. Dazu brauchen wir ein Spezialgas und einen guten Klimatechniker. Den Gaslieferanten finden wir schnell in Salta. Unseren gewünschten Gastyp hat er nicht an Lager, versichert aber, dass dieser bis Dienstagmorgen aus Buenos Aires lieferbar sei. Er vereinbarte mit seinem Techniker auf Mittwoch morgen 08.00 Uhr auch einen Termin bei uns auf dem Camping.

Am Dienstagmorgen bekommen wir im Geschäft Bescheid, die Gasflasche sei noch auf einem LKW der noch nicht vollständig entladen sei - es dauere noch ein bisschen.

Am Abend kommen wir zu Robusto zurück, wo wir eine hinterlegte Notiz finden, der Gas- Chef sei nachmittags hier gewesen. Er hätte das Gas aber wieder mitgenommen. Während ich den Grill ankicke, holt Brigi abends um 21.00 Uhr mit einem Taxi das Spezialgas und macht telefonisch mit dem Mechaniker erneut auf Morgen um 08.00 Uhr bei uns auf dem Camping ab.

Mittwoch mittags um halb eins geben wir das Warten auf und machen uns für einen Stadtbesuch bereit. Am Eingang des Campings kommt uns ein roter, rostiger Peugeot entgegen. Vater und Sohn entschuldigen sich überschwänglich, sie hätten halt so viel Arbeit.

Der Vater ist Fachmann, hat sämtliche notwendigen Geräte dabei und geht die Sache sehr professionell an. Der Sohn ist ein müder Handlanger. Wahrscheinlich wurde dann durch etwas zu schnelles, vielleicht auch etwas zu viel eingelassenes Gas der Leitungsdruck zu hoch: ein fürchterlicher Knall und ein kurzes Kunststoff-Leitungsstück hatte ein Loch. Kein Problem, meine der Vater, er werde dies am Nachmittag flicken lassen und komme am Abend wieder. Dies war so. Abends klappte die Füllung und die Anlage funktionierte. Er wollte noch kein Geld mit der Begründung, wir sollten die Anlage zwischendurch laufenlassen, er komme dann morgen Abend nochmals für eine Kontrolle vorbei.

Da der Gas-Chef am abgemachten Abend nicht erschien, rief Brigi ihn am drauffolgenden Morgen an. Nach 1 ½ Stunden kam er und füllte nach der Kontrolle noch etwas Gas nach. Nun funktionierte alles wieder einwandfrei.

Er verlangte für die Arbeit und das mehrmalige Erscheinen einen sehr geringen Betrag, doch er bekam einiges mehr. Und dazu kennen wir nun einen fachlich verlässlichen Gas-Techniker in Salta.

Wo liegt das Problem? Wir haben ja Zeit! Wir müssen nur unseren europäischen Pünktlichkeitswahn vergessen. Dann ist es auch für uns sehr tranquilo!

Rückblick 2008

In Uruguay, Argentinien, Paraguay und Brasilien sind wir dieses Jahr mit Robusto 27'600km und mit der Kawi 2'100km gefahren - gesamthafter Tages-Durchschnitt 97km.

Da wir 6 Monate Brasilien mit den riesigen Distanzen bereisten, ist der gefahrene Tagesschnitt hochgeschnellt.

Im 2007 bezahlten wir für den Liter Diesel in den bereisten Ländern durchschnittlich 0.86 Sfr.

Im 2008 erhöhte die 6 Monate teurer brasilianischer Diesel den durchschnittlichen Literpreis auf 1.27 Sfr.

Auch dieses Jahr haben wir jeden 3. Tag unsern Standort gewechselt. So werden wir sicher nirgendwo steuerpflichtig.

Liebe Mitreisende

Mittlerweile können wir schon auf fast 3 Jahre Reisen in Südamerika zurückblicken und der Kontinent hält uns immer noch in seinem Bann.

Wir geniessen jeden Moment und haben hier eine fantastische Zeit. Neben den traumhaft schönen Landschaften, die wir gesehen haben, durften wir auch viele wundervolle Menschen kennenlernen und neue Freunde gewinnen.

Manchmal müssen wir uns selbst zwicken um zu realisieren, dass unser Nomadentum nicht nur ein Traum, sondern Wirklichkeit ist, ein wunderschönes Gefühl.

Wir wünschen Euch, dass auch Ihr Träume im 2009 verwirklichen könnt. Dass es ein Jahr der glücklichen Ereignisse, positiven Erfahrungen und Begegnungen wird.

Die Nomaden Edy und Brigitte
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Auf dem Camping in Paraty kommt ein junges, deutsches, alleinreisendes Girl und fragt nach einem Löffel. Sie möchte ihr Müsli essen. Dann fragt sie, benötigt man ein so grosses Fahrzeug zum Reisen? Ich lieferte ihr ein paar Argumente. Meine gedankliche Antwort war jedoch, damit wir immer genügend Löffel zum Ausleihen dabei haben.

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