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Unterwegs auf der Transamazônica


Juli 2008

Drauf bleiben

Die Transamazônica

1973 begann man mit dem Bau der Transamazônica-Strasse und lockte Menschen ohne Land in ein Land ohne Menschen. Das Geschenk dafür war eine Lote, eine Parzelle, fünfhundert Meter breit und zwei Kilometer tief. Insgesamt kostete die Transamazônica den brasilianischen Staat umgerechnet zwölf Mrd. Euro. Bis heute stellt sie jedoch keine zuverlässige Verbindung dar, da sie zu problematisch und wartungsanfällig ist. Zur Regenzeit werden jedes Jahr erhebliche Teile der Straße wieder weggeschwemmt und zerstört.

Die Transamazônica durchgehend zu befahren, ist immer noch eine grosse Herausforderung. Zum einen zählt sie wahrscheinlich zum Härtesten, was man als Offroad-Fahrer bewältigen kann, zum anderen verbinden viele mit dieser Straße einen Mythos, den Mythos der Bezwingung eines undurchdringlichen Dschungels.

Wir haben uns einen grossen Südamerikatraum erfüllt und sind die Transamazônica über 2'500km von Westen nach Osten mit Robusto alleine gefahren. Für uns war die grosse Ungewissheit, ob Robusto, beladen mit ausreichend Treibstoff, Wasser, Proviant und Trinkbarem die vielen zu überquerenden Brücken und Flussläufe schaffen wird.

Die teilweise schlechten Holzbrücken bieten eben keine Garantie zum guten Rüberkommen und Flussdurchfahrten sind auch nicht ohne Risiken.

Diese Piste zeigte sich dann teilweise wie ein ausgewaschenes Bachbett, schmal, über Hügel und durch Flüsse und von Grün gesäumt. Wir überquerten von Humaitá bis Marabá 221 Brücken, einige schmal und sehr gebrechlich. 9 davon waren sogar betoniert. Einige wenige liessen unseren Adrealin-Spiegel aber stark steigen. Die Tragkraft der Brücken muss jeder Fahrer für sein Fahrzeug selber einschätzen. Wir waren froh, dass wir überall drüber kamen. Eine einzige für uns nicht befahrbare Brücke hätte das Umkehren bedeutet. Das Militär ist jedoch an mehreren Orten daran, mit modernsten Baugeräten die Piste auszubauen.

Viele Mosquitos, feuchte, heisse Luft gehörten zum richtigen Dschungelfeeling dazu. Gewisse Tank- und Proviantmöglichkeiten gibt es in grösseren Dörfern. So verköstigten wir uns in urigen Beizen in den Urwalddörfern oder am Pistenrand. Es gab Fleisch oder Huhn mit Reis, Bohnen und Salat oder schmackhafte Piranhas. Gratis dazu informative Gespräche und interessante Beobachtungen.

Grössere Flüsse überquerten wir mit Fähren oder auf Pontons und diese waren auch für Robusto absolut tragfähig. Um beim Ablege-Manöver die Pontons hinten zu entlasten, platzierten wir Robusto ganz vorne. Sobald der Ponton frei war, mussten wir unser Fahrzeug wieder in die Mitte zurückfahren. Manchmal hat es etwas heftig geschaukelt, aber wir sind jedes Mal trocken angekommen.

Was aber erstaunlich war, ist die geringe Kraft, die ausreicht, um so riesige Dinger durch das Wasser, ja sogar gegen eine leichte Strömung zu schieben. Das kleinste Boot war nur mit einem 20 PS Aussenborder bestückt und es funktionierte.

Die westliche Hälfte der Strecke, Humaita bis Itaituba rund tausend Km, fanden wir einmalig. Sehr einsam, kaum Verkehr, pro Tag ca. 2-3 4x4 Pickup-Buschtaxis.
Durch das Rauf und Runter der Piste wurden wir immer wieder mit grandiosen Ausblicken belohnt. Tausende von Schmetterlingen zeigten sich auf der Piste und säumten unseren Weg, nachts ein herrlicher Sternenhimmel und viele unbekannte Urwaldgeräusche. Die vielen sauberen Flüsse luden bei Lufttemperaturen um die 35° zum erfrischenden Bade.
Das Nationalgetränk Caipirinha: Zuckerrohrschnaps, Limonenstücke, Zucker und Eis mundete im Urwald noch intensiver. Die Eiswürfelproduktion musste aber wegen starker Hitze verdoppelt werden.

Von Ruropolis fuhren wir die Stichstraße nach Santarém und wurden mit einer mörderischen Piste belohnt, 4 Stunden Fahrzeit für 100km. Die restlichen 100km vor der Stadt fuhren wir hingegen auf paradiesischer Teerstrasse.

Plötzlich auf der Asphaltstrasse vor Santarém machte das linke Vorderrad knirschende Geräusche. Bei Mercedes-Benz gingen wir der Sache auf den Grund, Rad und Bremstrommel weg und wir fanden die gebrochene, zerquetschte Bremsbackenrückholfeder. Ersatz war reichlich vorhanden, sind doch die meisten brasilianischen LKW's mit den gleichen Rückholfedern wie Robusto ausgerüstet. Wir haben nun zwei solche als Ersatz mitgenommen, was bekanntlich die grösste Sicherheit ist, dass das Problemchen nicht mehr eintrifft.

Der östliche Teil der Transamazônica ist stärker besiedelt und dadurch auch mehr befahren, z.B durch viele Holz- und Viehtransporter. Da schätzten wir unsere Klimaanlage im Führerhaus umso mehr. Wir konnten bei geschlossenen Fenstern auf den extrem staubigen Pisten mit den hohen, feuchten Aussentemperaturen angenehm klimatisiert fahren. Amigo hatte auch nichts dagegen.

Eindrücke dieses nachhaltigen Erlebnisses siehe Fotos.

Transamazônica, eine absolut einmalige erfahrene Erfahrung.

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