Skip to main content

Von Buenos Aires nach Paraguay


Juni 2008

Bunter Vogel

Europaaufenthalt

Nach über 2 Jahren Aufenthalt und Reisen in Südamerika genossen wir das Wiedersehen mit Verwandten, reunden und guten Bekannten. Für diese Zeit mieteten wir ein kleines Wohnmobil, mit dem wir für unsere Besuche in Deutschland, Österreich und der Schweiz über 6'000km zurücklegten. Wir denken glücklich und dankbar an all die schönen Begegnungen, tollen Bewirtungen und guten Gespräche mit interessierten Leuten zurück. Die Zeit reichte bei langem nicht, um allen Einladungen Folge zu leisten. Dies bedauern wir ausserordentlich.

Leider mussten wir auch erfahren, dass gewisse Leute ihre lang gelebten Werte wie Menschlichkeit, Toleranz und Loyalität wegen Geld, Macht und Besitzgier über Bord werfen. Tragisch für sie!

Nun sind wir seit anfangs Juni wieder in Südamerika. Dank den heutigen, modernen Kommunikationstechniken ist das Reisen einfacher und das Abschiednehmen leichter geworden.

Flug und Ankunft Buenos Aires

Unser Flug verlief diesmal planmässig und ohne Zwischenfälle. Ein Novum für uns war, dass das Gepäck nach der Ankunft in Buenos Aires nochmals vom Zoll durchleuchtet wurde. Wir hatten aber Glück und konnten mit unseren Koffern die Kontrolle ohne Einfuhrgebühren passieren.

Jorge, Chef vom Camping Bahia Los Lobos, holte uns am Flughafen ab und staunte, was wir alles in seinem PW unterbrachten. Auf der Rückfahrt nahmen wir Amigo vom Tierheim mit. Er wich keinen Schritt von unserer Seite, um beim Abgang dann sicher dabei zu sein. Es geht ihm gut. Er hat wieder eine schlankere Figur und ist mit seinen Hundekollegen einiges duldsamer. In der alarmgesicherten Garage fanden wir Robusto unversehrt mit geladenen Batterien vor. Erster Start ohne Husten und schon waren wir auf dem Campingplatz draussen und wieder "daheim".

Ein schönes Gefühl, alle drei beisammen und mit dem Zuhause unterwegs zu sein!

Man(n) wird vergesslicher

Tags nach unserer Ankunft lud ich unser Nahverkehrsmittel, die Kawi aus. Dann drehte ich die Zündung und erwartete vergebens die aufleuchtenden Kontrollleuchten auf dem Tacho. Nada!

Kein Problem, dachte ich und versuchte es durch mehrmaliges Ziehen des Handstarters. Meine Kräfte liessen schnell nach, und ich rief Jorge, damit er mir mit seinem PW und der 12 Volt Batterie überbrücken könnte. Vorbereitend entfernte ich den Kawi Sitz um an die Batterie heranzukommen. Was sehe ich! Bei den vielen Abreisevorbereitungen vor gut zwei Monaten hatte ich unter anderem vorsichtshalber die Batteriekabel von den Polen getrennt. Peinlich, peinlich....

Umgewöhnen

Schon auf der Rückfahrt vom Flughafen nach Lobos zeigte sich die Welt wieder etwas anders, eben argentinisch. Auf der Autobahn zeigte der Tacho problemlos 160km/h und auf der Landstrasse wurden wir mit 120km noch locker überholt.

Als Fussgänger hier unterwegs zu sein, heisst Null Rechte haben. Nach Zürcher Gesetzen hätten hier bei einem Fussgängerstreifen von 10 Fahrern 10 den Ausweis weg. Kein Automobilist kümmert sich um die wartenden Fussgänger.

Dafür grüsst fast jeder mit einem netten "Guten Tag" und "Wie geht es?" Bei einem Einkauf heisst es nicht nur bezahlen, sondern man wird nach dem woher...wohin...usw. gefragt und mit einem sympathischen Tschau bis zum nächsten Mal verabschiedet.

Hier haben die Menschen Zeit füreinander und sind an ihren Mitmenschen interessiert. Ein mehrheitlich angenehmes Umgewöhnen!

Argentinien und die Strassenblockaden

Auf unserer 1300km Fahrt von Buenos Aires nach Asuncion, Paraguay hatten wir so unsere Unterbrechungen. Schon bei Santa Fe wurden wir wegen einer Autobahnblockade von der Polizei umgeleitet. Die 2. Blockade konnten wir umfahren, die Dritte hielt uns eine Viertelstunde auf und bei der vierten fuhren wir winkend vorbei. Die erstaunten Blockadenhalter zögerten und dies reicht, und wir waren durch.

Wir hatten eine sehr ruhige Übernachtung auf einer Tankstelle und wunderten uns, dass wir ohne Chauffeur-Kollegen auf dem Platz standen.

Am nächsten Morgen zeigte sich schon nach wenigen Kilometern, wo die anderen LKW's gestanden hatten. Seit 18 Stunden wurden diese auf der Ruta 11 aufgehalten. Wir fuhren an den Wartenden vorbei. Unsere Diskussion mit den vielen Zuständigen, wir seien Touristen, hätten mit den politischen Problemen nichts zu tun, sondern würden nur das Land geniessen und unser Geld ausgeben, fruchtete anfänglich wenig. Unser Versuch trotz der Verneinung des Weiterfahrens vorzufahren, endete mit einem riesigen Stachelschwein aus Metall vor unseren Reifen - keine Chance. Nach einer 30-minütgen Verschnaufpause beider Seiten wurde uns vorgeschlagen, einige Kilometer zurückzufahren. Wir würden dann durch eine Umfahrungsroute geführt. Wichtig sei aber, dass die vielen wartenden Camionfahrer dies nicht merkten, sonst sei Feuer im Dach. Gleich zwei Pickup's mit Verantwortlichen, welche sich überschwänglich entschuldigten, zeigten uns dann den Weg.

Aber schon nach 60 Kilometern die nächste stehende LKW-Kolonne. Trotz mehrmaligen vergebenen Umfahrungsversuchen kamen wir immer wieder auf Strecken, die gesperrt waren. Dann aber mitten durch das Dorf, wo wegen LKW Fahrverboten und engen Strassen keiner fuhr und wir waren durch.

Und doch zu früh gefreut - kurz nach Vera die nächste Blockade, die seit 8 Stunden alles und jeden aufhielt. Wir fuhren wieder zurück nach Vera, erledigten Einkäufe und kämpften mit dem langsamen Internet.

Abends reihten wir uns bei den wartenden Chauffeuren zum Übernachten in die Warteschlange. Ein Diskutieren mit den betrunkenen, teils bewaffneten Blockierenden wäre sinnlos, ja sogar gefährlich gewesen.

Wann geht es weiter? Anderntags, so gegen 11.00 Uhr, kam Unruhe auf und die Fahrzeuge wurden gestartet. Eine halbe Stunde vorher kamen noch 2 Schlitzohren vom Blockaden-Vorstand zu uns und sagten, wenn wir für die Landleute 200 Dollar spendeten, liessen sie uns durch. Die Blockade dauere sicher noch bis abends. Unsere Antwort war ein Nein, wir seien Touristen und kein Blockaden-Finanzierungsinstitut.

Bei der nächsten Blockade kamen wir in einer langen Kolonne auf einem Damm zum Stehen. Etwa 60 Chauffeure gingen mit den Blockierenden verhandeln. Als wir hörten, dass die Weiterfahrt frühestens in 12 Stunden erfolge, wurden wir unsolidarisch und verabschiedeten uns. Wir fuhren die Dammwand hinunter und mit Allradantrieb und Vollgas übers feuchte Land an unseren neuen Kollegen, den applaudierenden Chauffeuren und an den verdutzten Blockadeleuten vorbei. Keiner verfolgte uns und wir hatten weitere 70km freie Fahrt.

Wieder Stopp! Ein hilfsbereiter Gemeindearbeiter mit seinem klapprigen Geländewagen zeigte uns eine Alternativroute und fuhr voraus.
Nach dem Provinzwechsel von Santa Fe nach Chaco waren die Blockaden weg. Hier hatten die Chauffeure aber ein anderes Problem - keinen Diesel! Wie denn auch, alle LKW's mit Gütern wie Fleisch, Treibstoff etc. wurden ja gestoppt.

Wir wissen zu wenig, um für die Regierung oder die Blockierenden Partei zu ergreifen. Was wir eher von der sportlichen Seite angehen konnten, ist für die Wirtschaft des Landes aber eine absolute Katastrophe. Tragisch ist auch, dass sich momentan Kleinbauern vor den Karren der grossen Agrar- und Sojaproduzenten spannen lassen, welche sie dann nachher wieder von ihrem Land vertreiben werden.

Uns hat ein interessanter, argentinischer Tierarzt gesagt: Argentinien wäre so schön, wenn die Argentinier nicht wären. Für uns eine etwas sehr harte Aussage...

Vorsicht, gefährlich...?

Wir sind nach Paraguay, Asuncion gefahren, um unseren Jahresservice an Robusto bei MAN auszuführen zu lassen. Da unser Spezialöl, welches wir für Robustos Ölwechsel brauchten beim Zoll hängengeblieben war, verzögerte sich die ganze Sache um drei Tage.

Wir verbrachten die Zeit unter anderem mit Stadtbesuchen. Dabei waren wir schon erstaunt, wie oft wir von Einheimischen gewarnt wurden, wir sollten hier und da nicht sein, es sei viel zu gefährlich. Wegen Dieben und so...

Dabei sind die Leute etwas reservierter, aber nett.

Die Häuser sind rundum mit hohen Mauern umgeben und sind meistens noch mit vier bis fünf Reihen Elektrodrähte abgesichert. Die Eingänge sind zusätzlich mit Gittertoren gesichert. Dahinter oftmals kläffende Hunde. Alles eher unsympathisch.

Bei einer Taxifahrt quert vor uns ein junger Mann die Strasse. Unter seiner geöffneten Jacke sehen wir einen Revolver. Der Taxifahrer sieht unsere ernsten Minen und meint, dies sei nur ein Zivil-Polizist.

Besitzer eines Kleinfahrzeuges zu seinem Kollegen am „Abenteuer Allrad" Treffen in Deutschland:

Wenn Du Robusto besichtigst, ist das wie eine Tageswanderung.

Fotogalerie

Fotogalerie