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1100 km lange Flussfahrt auf dem Amazonas


Juli 2009

Das Leben am Fluss

Etwas zu viele Weinkartons...

Wir fahren auf guter Piste die noch rund 60 km bis zum Grenzort Guyaramerin, wo wir um 09.30 Uhr beim Zoll ankommen. Die bolivianische Beamtin meinte, wir müssten zuerst ein brasilianisches Visum für die Einreise beantragen. Wir konnten sie aber schnell überzeugen, dass dies nicht so sei. Die Ausreiseformalitäten sind dann rasch erledigt und das Fährboot fährt auch gerade herbei. Wir werden herauf gewunken und sofort wird abgelegt und wir befinden uns auf dem breiten Rio Mamoré.

Ein älterer Mann mit einer Rebenspritze desinfiziert den in unseren Radkästen zentimeterdick eingetrockneten Lehm und die verschmutzten Räder. Er stellt uns für 30 Bolivianos die erforderliche Hygiene- Bestätigung für die Einreise in Brasilien aus.

Mit den Kassierern der Fähre führte Brigi während der Überfahrt heftige Preisverhandlungen, wollten uns die Kerle doch 1'000 Bolivianos = ca.160 SFR abzocken. Sie bezahlte schlussendlich 320 Bolivianos, was wahrscheinlich immer noch genug war.

Unmittelbar nach dem Anlegen auf brasilianischer Seite kamen zwei Männer und eine Frau der brasilianischen Behörden an Bord, um das Fahrzeug zu kontrollieren.

Der Gesundheitsminister entsetzte sich ob dem von den Schlammpisten arg verschmutzten Robusto. Ob wir nicht wüssten, dass wir vor der Einreise das Fahrzeug sauber reinigen und dann desinfizieren müssten? Wir wussten es nicht und zudem war ja die dicke Lehmschicht gegen Quittung bereits desinfiziert worden! Wütend stieg er ins Fahrerhaus, dort sah er volle, aufgestapelte Weinkartons auf der Chauffeurliege. Umgehend berichtete er dies seinem Kollegen vom Zoll. Nun war Feuer im Dach. Der Dreck war plötzlich vergessen und sie versuchten uns zu erklären, dass wir nur 5 Flaschen Wein einführen dürften. Wir sollten das ganze Inventar von Robusto ausräumen, damit sie es sehen bzw. dieses auflisten könnten. Unsere Argumente, wir seien Touristen und nur Transitpassagiere fanden kein Gehör. Wir verständigten uns soweit, dass wir zuerst alles betreffend Papiere für Personen und Fahrzeuge erledigen würden, um dann mit ihm noch das Wein- und Inventar-Problem zu lösen. Er war einverstanden und liess uns von der Fähre runter, wo wir seitlich parkierten, damit sie unsere Wohnkabine noch kontrollieren konnten. Als der Zöllner unter dem Tisch noch weitere Weinkartons sah, rasteten sie aus und verstanden die Touristenwelt nicht mehr. Jetzt müsse man mit dem Chef reden!
Wir fuhren mit einem Taxi 5 „Quadras" zur Personenkontrolle, wo wir gegen Vorweisen je einer Kreditkarte und der bestätigung für die Gelbfieberimpfung drei Monate Aufenthalt bewilligt bekamen.

Zurück beim Zöllner war dieser schon viel netter und wies uns zu einem 200 Meter entfernt gelegenen Büro. Von da an lief es optimal. Seine Chefs waren ein jüngeres Ehepaar, beide nebst portugiesisch auch sehr gut englisch sprechend. Die Frau füllte sehr zügig und kompetent unsere Fahrzeugpapiere für Robusto und die Kawi aus. Wir kamen immer mehr ins Gespräch und erfuhren, dass sie nun schon drei Jahre in diesem Nest ihren Dienst versahen. Noch ein Jahr, und dann könnten sie wieder zurück in die Zivilisation.

Als wir unseren Wein erwähnten, winkte sie ab und sagte, dies sei schon in Ordnung. Wir seien ja keine Brasilianer, und sie denke schon, dass wir den Wein nicht verkaufen wollten.

Bevor sie mit ihrem Mann kurz nach 12.00 Uhr Mittagessen ging, telefonierte sie noch kurz zum Zoll hinüber und gab uns frei. Der Zöllner verabschiedete sich von uns mit Händeschütteln. Wir waren auch nett, hat er doch eigentlich nur seinen Job korrekt gemacht.

PS: Nun geniessen wir unseren weissen Torrontes und roten Malbec aus Argentinien noch viel mehr. Wissen wir doch, dass ein qualitativ ebenbürtiger Wein hier in Brasilien viel schwieriger zu finden ist und dann erst noch mehr als das Dreifache kosten würde. Na also, Prost!

Schwimmend von Porto Velho nach Manaus

Nach diversen Erkundigungen im Hafen von Porto Velho wurden wir bei Amazonav (Ronav) bezüglich Schiffspassage fündig. Der Geschäftsführer „Lins" war unkompliziert und akzeptierte auch 2 Chauffeure pro LKW. Angeblich sind Passagiere laut Flusspolizei nicht erlaubt. Entgegen anderen Firmen war dies für ihn kein Problem. Wir durften ganz legal zu zweit an Bord gehen und mussten nicht wie andere Reisende Verstecken spielen.

Nach Verschiebung des Ablegens um einen Tag wurden am Folgetag stundenlang Auflieger an Bord gefahren. Dann endlich liessen wir Porto Velho nun schon zum zweiten Mal hinter uns. Das erste Mal vor einem Jahr fuhren wir allerdings auf der Transamazonica 2'500 Kilometer in den Osten.

Nun auf einer schwimmenden Plattform, einem Ponton, ohne eigenen Antrieb haben wir nach Manaus verschifft.

Tagsüber sassen wir im Schatten auf der „Plaza" beim Bug des Pontons und bestaunten wie im Film die vorbeiziehende, wunderbare Urwaldvegetation. Die langsame Fahrt ging meistens nahe am Ufer des Madeira-Flusses entlang. Das Hochwasser hat Teile des Urwaldes zu dieser Jahreszeit überschwemmt und die Indianer konnten nur noch mit ihren Kanus zu ihren verstreuten, auf Stelzen errichteten Holzhütten gelangen. Manchmal kamen Kinder, beobachteten neugierig das lebhafte Flusstreiben und winkten uns fröhlich zu. Sogar Flussdelphine, die seltenen rosafarbenen, erfreuten uns mit ihren Luftsprüngen; zu schnell und zu plötzlich allerdings, um fotografiert zu werden.

Die weissen, hohen und schlanken Stämme der Gummibäume stachen immer wieder aus dem unendlichen Grün hervor. Wiederholt erlebten wir das intensive Gezwitscher der bunten Papageien. Hie und da prasselten heftige, kurze Tropenregen nieder.

Die lärmigen Klimaanlagen der Kühlauflieger wurden zum Glück für uns nur dreimal täglich für rund eine Stunde synchron aktiviert. Während dieser Zeit liessen wir uns den Fahrtwind auf unserem Robusto-Dach oder unter einem Auflieger im Schatten liegend um die Nase wehen. Nachts von 20.00 Uhr bis morgens um 06.00 Uhr herrschte absolute Ruhe.

Vor der Einmündung des schwarzen Flusses Aripuanà in den lehmfarbenen Madeira-Fluss fuhren wir an schwimmenden Flossen der Garimperos, der Goldsucher, vorbei. Sie saugen den abgesetzten goldhaltigen Flußschlamm hoch und spülen den Goldstaub auf einer Rutsche aus. Bei dieser Methode wird allerdings das hochgiftige Quecksilber verwendet, welches leider dann die Flüsse belastet. Jetzt, bei Hochwasser, ist ihre Zahl gering. Doch in der Trockenzeit sollen über 1'000 solcher Boote mit hoffnungsvollen Männern die trüben Gewässer des Madeira-Flusses bevölkern.

Wir geniessen jeden Augenblick dieser 1'100 km langen Flussfahrt. Eingeschlossen im Frachtpreis wäre auch die Verpflegung (Frühstück- Mittag- u. Abendessen) der Passagiere. Die Essenzeiten (06.00 & 10.00 & 17.00 Uhr) werden jeweils durch einen schrillen Pfiff mit der Trillerpfeife angekündigt. Wir lassen uns aber vom schmackhaften Essen der eigenen Bordküche verwöhnen und unterhalten uns mit den 4 urigen LKW-Fahrern, welche meistens auch selber kochten.
Es ist recht feucht und warm, als wir nach 92 sehr speziellen Stunden Schifffahrt auf dem Madeira-Fluss abwärts, d.h. nach rund 1000 km mit durchschnittlich 15km/h und ca. 150 km auf dem Amazonas aufwärts mit rund 6 km/h Schnitt wohlbehalten in Manaus anlegen.

Es war ein absolut interessantes Erlebnis und die Erfüllung eines Jugendtraumes, einmal auch einen Teil des Amazonas befahren zu dürfen.

Reiseroute Brasilien

Grenzübertritt von Guayamerín/Bolivien nach Guajará-Mirim - Abuná - Porto Velho - Manaus - Caracarai - Boa Vista - Guarero.

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